Nicht ein Wort [Rezension]
Titel: Nicht ein Wort Autor: Brad Parks Übersetzung: Aus dem Amerikanischen von Irene Eisenhut Verlag: Fischer Seiten: 492 Erscheinungsjahr: 2018(2017) ISBN: 978-3-596-29780-1 Genre: Thriller Art: broschierter Einband
Als Alison später nach Hause kommt, sind die Kinder nicht bei ihr. Und sie hat auch keine SMS geschrieben. Stattdessen klingelt das Telefon. „Ihre Kinder sind in unserer Gewalt!“ sagt eine Stimme. Wenn Scott sie wiedersehen will, hat er genaue Instruktionen in einem Drogenfall zu befolgen, der am nächsten Tag verhandelt werden soll. Plötzlich steht das Schicksal seiner gesamten Familie auf dem Spiel, und Scott Sampson muss die schwerste Entscheidung seines Lebens treffen: Wird er Recht sprechen oder seine Familie retten? "Auch wenn ich ihre Liebe nicht unbedingt verdiente oder sie verstand, hatte ich gelernt, sie als etwas für mich anzunehmen, das wie die Lichtgeschwindigkeit war: Eine mathematische Konstante, die mein Universum durchdrang." Wo soll ich anfangen? Vielleicht erstmal da, wo ich vor der Lektüre stand. Mit mir und Thrillern ist es nämlich immer so eine Sache. Ich würde sagen, dass ich in den meisten Monaten mindestens einen lese und trotzdem ist es nicht mein liebstes Genre. Bzw. habe ich besonders in dieser Abteilung hohe Ansprüche. Es ist aber auch sehr knifflig, einen Thriller zu einem guten Ende zu bringen... Das ist hier leider nicht der Fall. Ich mochte das Verhältnis, das der Lesende automatisch zu dem homodiegetischen Erzähler (Richter Samspon) aufbaut, nicht. Man fühlt sich diesem verpflichtet und auf der anderen Seite ist man in seinem Kopf gefangen. Das hört sich auf den ersten Blick interessant an, aber tatsächlich hat mich die Perspektive schon nach wenigen Kapiteln genervt. Und dabei gab es hier und da einen guten Ansatz eines unzuverlässigen Erzählers. Dieser wurde aber nie soweit ausgebaut, dass es von Belang wäre. Das finde ich schade. Denn den Fall an sich fand ich ziemlich trocken (Patentrecht). Es hat mich ziemlich schnell gar nicht mehr interessiert, wer hinter der Entführung und Erpressung steckt, denn die Verdächtigten waren alle nicht sonderlich überraschend. Auch die Auflösung hat mich nicht vom Hocker gerissen, sondern viel mehr meine Vermutungen bestätigt. Abgesehen davon, dass sie nicht gerade auf Plausibilität setzt. Ich habe mich an keiner Stelle gegruselt oder selbst unsicher gefühlt. Das Einzige, was ich aus diesem Roman mitnehme, ist, was ich über das Aktienwesen, Patentrecht und das Richteramt gelernt habe. Ich möchte nicht leugnen, dass ich die hier aufgegriffene Idee eigentlich sehr gut finde. Aber der Drops hatte sich durch die ständige und anstrengende Reflexion des Richters schnell ausgelutscht. Echt erstaunlich, wie gut er trotz seiner verrückten Urteile davonkommt. Ich hätte mir einen viel spannenderen Verlauf vorstellen können. Als Tipp an Interessierte kann ich dazu raten, sich die Frage zu stellen, ob Gerichts-Thriller euer Ding sind. Diese sind meistens ruhiger und spielen zu einem großen Teil im Gericht. Spannend sind sie meistens auf ihrer philosophisch-rechtlichen Metabene und aufgrund der Machtlosigkeit bzw. Biegungsfähigkeit von Gesetzen und richterlichen Beschlüssen. Hier ist die Sache insofern anders, als dass man trotz Gerichtssetting die Hintergründe nicht kennt. Außerdem wird es hier und da auch actionreich und man fiebert um enführte Kinder. Also eigentlich super viel Potential. Tja, es wurde nicht genutzt, würde ich sagen.
Total vorhersehbar und lahm. Aber trotzdem guter Einblick in die Fallstricke des Richteramts und die Anwendung eines Falls im Patentrecht.
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