Das Buch eines Sommers [Rezension]
"Warum scheitern so viele von uns an dieser Aufgabe, die doch offensichtlich die wichtigste im Leben zu sein scheint – zu werden, wer wir sind?"
Titel: Das Buch eines Sommers - Werde, der du bist Autor: Bas Kast Verlag: Diogenes Seiten: 240 Erscheinungsjahr: 2020 ISBN: 978-3-257-07150-4 Genre: Roman des Lebens, aus dem Leben gegriffen Art: fester Einband "Woher kam dieser Drang, jeden Moment bloß so schnell wie möglich hinter mich bringen zu müssen, nur, um zum nächsten Moment zu eilen, als würde dieser das große Glück für mich bereithalten?" "Ich weiß noch, wie mir vor vielen Jahren der Sommer meines Lebens bevorstand. Oder doch eigentlich hätte bevorstehen müssen. " Im Sommer seines Lebens hat Nicolas einen Traum. Er will Schriftsteller werden wie sein Onkel. Dann kommt das Leben dazwischen und die Firma seines Vaters, Verantwortung, Termine und lauter Zwänge. Als sein Onkel stirbt, verliert Nicolas den einzigen Menschen, der an ihn geglaubt hat. Doch überraschend findet er am unwahrscheinlichsten Ort den Schlüssel, der ihm hilft, zu dem zu werden, der er wirklich ist. "Ich befand mich in einer ähnlich absurden Lage wie eine dieser Comicfiguren, die unversehens über den Abgrund gerät und bloß noch nicht herunterstürzt, weil sie noch nicht bemerkt hat, dass sich unter ihr kein fester Boden mehr befindet."
Es war nur ein kurweiliges Vergnügen und leider auch keins, das sich in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Es hat mich nicht berührt oder inspiriert, vielleicht nur an etwas erinnert, was ich gar nicht vergessen habe. Als Mensch, der selbst gern schreibt und es sich oft verbietet, weil so viel Leben zu tun ist, dachte ich, wäre ich genau die richtige Leserin. Die Message, dass man sich immer, unter allen Lebensumständen, Zeit für das nehmen soll, was einem wichtig ist, hat mir gefallen. Aber wenn wir ehrlich sind, ist das sehr leicht gesagt und würden auch die meisten Freund*innen oder die Omi raten. Außerdem stimmt es meiner Meinung nicht immer. Manchmal gibt es wirklich Wichtigeres zu tun. Ich fand es aber schön zu sehen, dass Nicolas mit seiner Frau ein abendliches Ritual aus der Selbstzeit macht. Am Schreibstil und der Erzählstruktur habe ich auch nichts auszusetzen. Das war alles soweit sauber. Aber die vielen eingestreuten Weisheiten haben mich dann doch genervt. Für die Dünne des Buches waren es einfach zu viele und der Inhalt zu platt und fadenscheinig. Einige fand ich aber wirklich gut. Zum Beispiel das nächste hier auf der Seite. Aber in der gebotenen Hülle und Fülle hat die Geschichte dadurch leider an Glaubwürdigkeit verloren. Ein weiterer Punkt ist der Plot selbst. Stellenweise war es echt langweilig. Mich hat es nicht interessiert, was der Protagonist mit seinem Sohn oder seiner Frau für Gespräche führt und warum sie jede kleine Entscheidung treffen. Ich wollte nur mehr über seine Beziehung zum Schreiben erfahren. Da ich das Buch als Hörbuch gehört habe, bin ich hier und da ein bisschen mit den Gedanken abgeschweift und musste öfters zurückspulen. Letztendlich glaube ich aber nicht, dass ich viel verpasst hatte. "Damals nahm ich mir vor, diesen Sommer mit meinem Onkel nie zu vergessen. Seine Worte nie zu vergessen. Ich nahm mir vor, so zu leben wie er oder zumindest so ähnlich wie möglich. (...) Ich nahm mir das alles ganz fest vor. Und vergaß es schließlich doch."
Nichts Besonderes, voller Platitüden. Aber die Message mochte ich! "Wenn wir unsere Endlichkeit fühlen, wenn wir sie so richtig spüren, dann befinden wir uns doch in einem Ausnahmezustand, der uns näher an die Realität bringt, oder etwa nicht? Einen Moment lang erkennen wir das Leben, wie es ist. Wir bekommen einen Sinn für das Wesentliche."
"Aber ich war bereit, dieses Risiko einzugehen, das ja auch ein Abenteuer war. Und dass sich in diesem Abenteuer die eine oder andere Hürde auftun würde, war mir ebenfalls klar. Die Hürden würden mir ja dann die Gelegenheit bieten, zu zeigen, wie sehr mir das Abenteuer wirklich am Herzen lag."
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