Emily auf der Moon Farm [Rezension]


" Wenn alle Menschen ein friedliches Leben führen würden, dann gäbe es ja überhaupt nichts, was sich zu lesen lohnt"



Eckdaten


Titel: Emily auf der Moon Farm
1. Teil
Autor: Lucy Maud Montgomery
Verlag: Arena
Seiten: 358
Erscheinungsjahr: 2002 (1923)
ISBN: Jugendbuch, Roman des Lebens
Genre: Thriller, kritische Unterhaltung
Art: flexibler Einband







" Hunden genügt es, wenn man sie liebt, aber Katzen wollen gleich verehrt werden .
(S. 291)






Inhalt


Emilys Mutter starb vor Jahren an der Schwindsucht und jetzt mit gerade einmal zehn Jahren muss sie erleben, wie auch ihr Vater stirbt. Sie bleibt als Waisenkind zurück. Zum Glück gibt es ja noch die Familie ihrer Mutter, die sie doch sicher aufnehmen wird? Doch ganz so einfach ist es nicht, denn seit Emilys Mutter damals mit ihrem Vater durchgebrannt ist, hat die Familie Murray, die allseits für ihren Stolz bekannt ist, den Kontakt abgebrochen.

Nun reist die ganze Familie an und sie losen aus, wer von Ihnen den gerissenen Wildfang Emily aufnehmen muss. Das Los fällt auf die strenge Tante Elisabeth von der Moon Farm. Richtige Freude kommt nicht auf. Und zu allem Überfluss darf Emily nach langer Überredung auch nur eine von ihren zwei Katzen mitnehmen.

Die liebe Tante Laura und der Cousin Jimmy, die auch auf New Moon leben, machen ihr das Leben aber etwas angenehmer, auch wenn Emily mit ihrer Fantasy und ihrem Verstand sowie ihrem übergroßen Stolz Tante Elisabeth jeden Tag aufs Neue herausfordert.

Emily schreibt fleißig Briefe an ihren Vater, übt ihre Leidenschaft des Dichtens und findet auch schnell Anschluss in der Schule. 
Auch wenn sie zu Anfang einen Fehltritt macht, findet sie schließlich auch eine beste Freundin: Ilse. Die beiden lieben es, sich heftig zu streiten und bauen sich zusammen im Wald ein "Haus". Doch irgendein Geheimnis verbirgt sich hinter ihrer Mutter, die fehlt... Emily hat keine Ruhe, bis sie dieses Geheimnis schließlich lüftet.
Ein weiterer Freund wird ihr Teddy. Er hat es nicht leicht mit seiner Mutter, die sofort eifersüchtig wird, wenn ihr Sohn etwas anderes liebt außer ihrer selbst, wie z.B. die Malerei. Deswegen zerstört sie regelmäßig seine Gemälde oder ertränkt seine Haustiere.
Aber zusammen sind die Freunde stark. Bald gehört auch Perry zu ihnen, der neue Stallbursche au f New Moon. Er besucht mit den anderen die Schule und strebt die Queens Academy an. Dort möchte auch Emily hin, aber das entspricht ganz und gar nicht den Vorstellungen Tante Elisabeths...

Bei einem Aufenthalt bei ihrer Großtante Nancy lernt sie Dean, ihren ersten Verehrer, kennen Doch das weiß die zwölf-jährige Emily noch nicht. Für sie ist er nur ein guter Freund in den Mittdreißigern.

So endet Emilys Kindheit langsam...



" Leute, die lauschen, erfahren nie etwas Gutes über sich selbst.
(S. 49)


Meine Meinung


"Anne auf Green Gables" ist mein absolutes Lieblingsbuch, denn es ist das Buch, dass das meiste in mir bewirkt hat. Warum ich so lange mit Emily auf mich warten ließ? Ich wollte nicht, dass Anne für mich verblasst...

Tatsächlich war es für mich im ersten Moment schockierend, wieviele Parallelen es zwischen den beiden Reihen gibt. Auch so viele Dingsymbole tauchen bei Emily wieder auf... 
Zu Anfang hat es mich wirklich etwas gestört, deswegen habe ich einen Catookie abgezogen.
 Mit der Zeit habe ich mich aber daran gewöhnt und es als eine Art Markenzeichen der Autorin wahrgenommen, ähnlich wie bei Enid Blyton.

Mit der Zeit haben sich aber auch die lang erwarteten Unterschiede herausgestellt. Emily ist ganz anders als Anne. Sie teilen nur die Liebe zur Literatur, ihre Phantasie und Quirligkeit. Ansonsten ist Emily eindeutig frecher und es war sehr lustig, ihre Briefe zu lesen, wirklich sehr erfrischend.

Anne wird immer der Mittelpunkt meines Literaturherzens bleiben, aber Emily macht es auch spannend. Diesen Sommer möchte ich noch den zweiten Band lesen, denn es interessiert mich blendend, was aus ihr mal wird.

Ich  glaube, dass die beiden Reihen im Original noch mehr gemeinsam haben, denn es waren offensichtlich unterschiedliche Übersetzer am Werk. Bei Anne hieß es noch "Queens College", hier auf einmal "Queens Academy". Es wird aber schon dasselbe gemeint sein...
So kommen wir zu einem weiteren interessanten Punkt: Genauso wie Jane Austen ist Lucy M. Montgomery Zeitzeugin, es handelt sich also nicht um einen klassischen Historienroman, sondern es ist mehr als das. Es ist keine Konstruktion, sondern echtes Leben, natürlich trotzdem fiktional. Das finde ich jedes Mal erstaunlich.

Der Prince Edward Island- Charme durfte auch hier natürlich nicht fehlen...



" […] man kann auch ohne Geld reich sein.
(S. 100)


Fazit


Eine Autorin, die ihrer Welt treu bleibt. Ich werde ihr als Leser treu bleiben, auch wenn sie schon tot ist.



" Was mir denn einfällt, hat sie gefragt. Komische Frage, wo ich doch oft selber nicht weiß, warum ich etwas tue. Manchmal will ich einfach etwas ausprobieren, um zu sehen, wie es ist. Und manche Sachen tue ich, damit ich meinen Enkelkindern später aufregende Geschichten über mich erzählen kann.
(S. 152f.)



Wertung







" Du warst einfach zu vernünftig. Ich habe mir meinen geangelt, indem ich mich einfach dumm gestellt habe. Merk dir das, Emily, du bist klug- das solltest du besser keinen merken lassen. Mit deinen Fußknöcheln erreichst du mehr als mit deinem Verstand.
(S. 272)





" Wir wollen zum lieben Gott beten, dass wir das ganze Leben zusammenbleiben und beide am selben Tag sterben.
(S. 113)


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