Die Verwandlung/Brief an den Vater (EinFach Deutsch) [Rezension]
Eckdaten
Die Ausgabe des Schöningh-Verlags der EinFach Deusch-Reihe befasst sich mit einigen Werken Franz Kafkas. Es ist ab 2004 in unterschiedlichen Auflagen erschienen und von Elisabeth Becker erarbeitet worden. Die unter der ISBN 978-3-14-022290-7 auffindbare Ausgabe umfasst 206 Seiten und kostet neu 5,95€.
Inhalt
Die Ausgabe
beinhaltet Kafkas Werke „Die Verwandlung“ und „Brief an den Vater“ vollständig
und im Anhang eine Biographie sowie kleinere Werke Franz Kafkas. Darunter „Das
Urteil“ und der „Der Hungerskünstler“. Des Weiteren sind zwei Metamorphosen
Ovids und einige von Grimms Märchen, in denen Verwandlung eine Rolle spielt,
angehängt. In „Die Verwandlung“ geht es um Gregor Samsa, der eines nachts
aufwacht und feststellen muss, dass er sich in einen großen Käfer verwandelt
hat. Über 63 Seiten erstreckt sich die Erzählung, in der man erfährt, wie die
Menschen im Umkreis Gregors damit umgehen. Im Vordergrund stehen hier sein
Verhältnis mit dem Vater und seiner kleinen Schwester. Gregor Samsa war einst
derjenige, der seine Familie versorgt hat. Jetzt ist er dazu nicht mehr im
Stande und er muss sehen, dass seine Familie letztendlich doch in der Lage ist,
sich selbst zu versorgen. Erst ist seine Schwester noch willig, sich um Gregor,
den Käfer zu kümmern, der Vater zeigt sich ihm gegenüber gewalttätig. Die
Mutter steht im Hintergrund. Es spielen des Weiteren eine Bedienerin, drei
Untermieter und der Prokurist eine Rolle und lassen die Handlung in Fahrt
geraten… Das Werk ist hier in drei Teile geteilt.
„Brief an den
Vater“ ist ein Brief, den Franz Kafka an seinen Vater geschrieben hat und
Aufschluss über ihr Verhältnis gibt.
Meine Meinung
Der Anlass, diese
Lektüre zur Hand zu nehmen, ist, wie man es wahrscheinlich auch nicht anders
erwartet, der Deutschunterricht. Wobei ich froh bin, dass es dazu gekommen ist,
denn Franz Kafka ist zu Recht ein großer Meilenstein in der Weltliteratur.
Wobei ich nicht sagen will, dass "Die Verwandlung" zu den besten
Werken gehört, die ich je gelesen habe. Ich denke, dass es dafür nur
einen zu kleinen Teil dessen abdeckt, was man Allgemeingültigkeit nennt. Was
das Werk aber ganz sicher bietet, und das macht es zu etwas ganz Besonderem, ist sein Tiefgang und die Art, wie er den Leser nachdenklich macht. Es
bieten sich verschiedene Interpretationsansätze, die mitunter ihren Ursprung in
der Psychologie oder Philosophie finden, aber erst wenn man "Brief an den
Vater" gelesen hat, sieht man die Parallelen zwischen den Samsas aus
"Die Verwandlung" und Kafkas Familie und deswegen habe ich auch
erwähnt, dass man dem Werk nachhalten kann, dass es keine große
Allgemeingültigkeit hat, da es ja nicht viel weiter hinausreicht als aus Kafkas
komplizierten Familienverhältnissen, jedenfalls wenn man diesen Erklärungsansatz
wählt. Möglicherweise wird er der Qualität des Werkes nicht gerecht und auch
nicht der des Autors, wenn man sich auch die kleineren Werke im Anhang dieser
Ausgabe zur Gemüte führt. Denn es lassen sich eindeutig auch immer wieder
gesellschaftskritische Züge finden, auch wenn der Gegenstand vieler seiner
Werke Kafkas eigenes Umfeld ist.
In "Die
Verwandlung" gibt es von Anfang an eine Spannung, die den Leser fesselt
weiterzulesen, denn man will wissen, was es mit der Verwandlung auf sich hat.
Diese Spannung steht im Kontrast zu der ansonsten sehr nüchternen Erzählweise,
die eher vor sich hinplätschert, als sei es nichts Ungewöhnliches, sich über
Nacht in einen Käfer zu verwandeln. Erst mit Ende der Handlung ist der Leser
wirklich frei, ein Urteil zu fällen, was jetzt hinter allem steckt. Was das
angeht, gibt der Autor nahezu nichts vor.
Der Schreibstil Kafkas
ist sehr erzählerisch, beschreibend und doch wenig ausgeschmückt. Es scheint
kein Wort unnötig, die Sätze in "Die Verwandlung" sind in der Regel hypotaktisch, was die Nüchternheit veranschaulicht.
Auffällig sind die vielen Inversionen, die wohl der Zeit zu verdanken sind.
Die Metamorphosen und
Märchen, die man im Anhang findet, sind zwar unterhaltsam, jedoch frage ich
mich, was sie im Zusammenhang mit Kafka aussagen, wo dieser doch eine ganz
andere Wirkung erzielt…
Fazit
Es lohnt sich, sich mit Franz Kafka und seinen Werken zu befassen, weil sie einen ganz eigenen Stempel tragen. Kennt man jedoch Franz Kafkas Biographie nicht, eröffnen sich noch nicht alle Türen, die eine umfangreiche Analyse voraussetzt. Wer offen ist für hochwertige Literatur mit abstraktem Inhalt (Die Verwandlung), der wird hier verwöhnt.
"Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt."
(Über Gregor Samsa, S.5)
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