Schokolade zum Frühstück- Das Tagebuch der Bridget Jones [Rezension]
" Manchmal muß man erst den Kalorien-Gau erlebt haben, um wie Phönix aus der Asche mit einer entschlackten und wunderschönen Michelle-Pfeiffer-Figur aus den Trümmern einer cholesterinverpesteten Welt aufzusteigen"
Titel: Schokolade zum Frühstück- Das Tagebuch der Bridget Jones
Autor: Helen Fielding
Übersetzung: Aus dem Englischen von Ariane Böckler
Verlag: Goldmann
Seiten: 346
Erscheinungsjahr: 1997 (1996)
ISBN: 3-442-44392-X
Genre: Schicksalsliteratur, Roman des Lebens, Liebe
Art: flexibler Einband
" Aber ich meine eigentlich, rein praktisch kann man gar nicht erwarten, daß Vorsätze für das neue Jahr gleich am ersten Januar umgesetzt werden, oder? Denn weil das nämlich die Fortsetzung von Silvester ist, sind die Raucher gerade in einer Rauchphase und können nicht einfach Schlag Mitternacht aufhören, wenn sie schon dermaßen viel Nikotin im Blut haben. Es ist auch keine gute Idee, eine Diät an Neujahr anzufangen, weil man da nicht vernünftig essen kann, sondern wirklich die Freiheit braucht, all das zu konsumieren, was im Moment eben nötig ist, um den Kater zu bekämpfen, Ich denke, es wäre vernünftiger, mit den guten Vorsätzen immer erst am zweiten Januar anzufangen."
(S.24)
Bridget Jones hat keinen Mann, dafür aber eine Mutter, die es nur gut mit ihr meint, und einen besten Freund, der nicht auf Frauen steht. Und sie hat Jude und Shazzer. Gemeinsam lösen sie alle Probleme des Lebens – bis auf zwei, die selbst den besten Krisenstab überfordern: Männer und Mütter ... Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns: Bridget Jones kämpft unermüdlich um das große Glück und versucht mithilfe zahlloser Ratgeber wie „"Männer sind anders"“ oder "„Endlich Wunschgewicht"“ ihr Leben zu meistern, während sie von einer Krise in die nächste taumelt.…
" Achtzehn Jahre- umsonst. Achtzehn Jahre, in denen ich Kalorien und Fetteinheiten gezählt habe. Achtzehn Jahre, in denen ich lange Röcke und Pullover gekauft habe und in den intimen Stunden den Raum nur rückwärts verlassen habe, weil ich nicht wollte, daß er meinen dicken Hintern sieht, Millionen Stücke Käsekuchen, Millionen Portionen Tiramisu und Dutzende Millionen Scheiben Emmentaler, die ungegessen geblieben sind. Achtzehn Jahre des Kampfes, des Verzichts und der Mühe- wofür?"
(S.123)
Das Cover hat ungemein viel Charme! Natürlich nur auf dieser alten Ausgabe ;). Dabei muss man bedenken, dass die Frau auf dem Bild meine Vorstellung von der Protagonistin maßgeblich beeinflusst hat.
Es braucht gar nicht immer eine krass detailliert beschriebene Welt, manchmal reicht es auch, wenn man sich die Welt anhand von Tagebucheinträgen selbst zusammenstellt und die Geschichte induktiv beginnt, so wie hier.
Witzig! Ich kaufe der Protagonistin all ihre komischen Gedanken, Erlebnisse und Fettnäpfchen ab.
Was mich allerdings sehr gestört hat, ist, dass das Wort sehr immer durch s abgekürzt wurde. Auch andere Abkürzungen haben meinen Lesefluss gestört. Ich muss aber zugeben, dass es originell war.
Was ich auch cool war, war die Bestandsaufnahme am Anfang jedes Kapitels (Gewicht, zugenommene Kalorien, gerauchte Zigaretten & co).
Ich liebe Tagebuch-Romane! Zwischendurch kommen auch Briefe innerhalb eines Eintrages vor.
Bridget ist einfach so liebenswürdig und menschlich, eben weil bei ihr nicht alles (fast gar nichts) glatt läuft. Ihre Mutter ist absolut schräg und unsympathisch und hat mich an Emily von Gilmore Girls erinnert.
Marc Darcy hat meiner Meinung nicht nur den Namen von Jane Austen entlehnt, sondern auch seinen Charakter. Sehr attraktiv!
Es ist ein Auf und Ab, genauso wie die Anzeige der Waage... Da es keine übergeordnete Problemstellung gibt, stehen Bridgets Alltagsprobleme im Fokus. Wir leben quasi mit ihr von Tag zu Tag, was ich sehr angenehm fand. Man wusste nie, was am nächsten Tag für eine Katastrophe passieren würde!
Es ist schon spannend, mitzufiebern, ob Bridget es schließlich schafft, den Mann für ihr Leben zu finden, das Gewicht zu halten und sich den Fängen ihrer Mutter zu entreißen...
Tiefschürfende Dialoge kann man hier definitiv erwarten. Dafür hat man aber unheimlich viel zu lachen:).
Nachdem ich Bridget näher kennenlernen durfte, finde ich absolut nichts unlogisch, was ihr passiert. Nur gegen Ende wird die Geschichte ein bisschen crazy (angestiftet durch ihre Mutter).
Am Ende, das habe ich ja oben schon erwähnt, ist mir ein bisschen zu sehr an den Haaren herbeigezogen, aber auf jeden Fall hoffnungserweckend!
" Es kommt mir moralisch verwerflich und unfair vor, daß einem Weihnachten mit all seinen stressigen und nicht zu bewältigenden finanziellen und emotionalen Ansprüchen erst vollkommen gegen seinen Willen aufgezwungen und dann brutal wieder weggenommen wird, wenn man sich gerade langsam daran gewöhnt."
(S.26)
Lustig, spritzig, aber das Ende hat für mich zu sehr abgehoben.
" Laut Tom bilden Homosexuelle und alleinstehende Frauen in den Dreißigern eine Art Schicksalsgemeinschaft: Beide sind daran gewöhnt, ihre Eltern zu enttäuschen und von der Gesellschaft wie Mißgeburten behandelt zu werden."
(S.38)
" Ich kenne ihr Geheimnis: Sie hat die Macht entdeckt. Sie hat Macht über Dad: Er will sie zurückhaben. Sie hat Macht über Julio und den Finanzbeamten, und alle spüren ihre Macht und wollen ein Stück davon haben, was sie nur um so unwiderstehlicher macht. Also brauche ich mir nur jemanden oder etwas zu suchen, über das ich Macht habe, und dann...o Gott. Ich habe ja nicht einmal Macht über meine eigenen Haare."
(S.78f.)
(S.78f.)
Die he is a jolly good fellow
90ties
Climb every mountain
" Vergiß nicht, daß ich dir das Leben geschenkt habe. Wo wärst du heute ohne mich? Nirgends. Ein Nichts. Ein totes Ei. Ein Stück Weltall, Liebling."
(S.156)
"Mum war in der Kirche und hat genauso blitzartig wie Saulus bei seiner Wandlung zu Paulus erkannt, daß der Pfarrer schwul ist."
(S.48)
"Wenn dich jemand liebt, ist es, als hättest du eine warme Decke um dein Herz."
(S.85)
"Ich merke, daß es zu einfach ist, eine Diät zu finden, die zu dem paßt, was man gerade essen möchte, und daß Diäten nicht dazu da sind, gemixt zu werden, sondern sich eine auszusuchen und dabei zu bleiben, was auch genau das ist, was ich tun werde, wenn ich dieses Schokoladencroissant aufgegessen habe."
(S.88)
"Wünschte, ich wäre nicht geboren worden, sondern unbefleckt plötzlich dagewesen, so ähnlich, wenn auch nicht genauso wie Jesus, dann bräuchte ich keinen Geburtstag zu feiern. Kann mit Jesus mitfühlen, was die Verlegenheit angeht, die er angesichts der zweitausendjährigen Geschichte seines Geburtstages empfinden muß und vielleicht auch sollte. An den Folgen leidet die Menschheit heute noch."
(S.92)
"Hasse Sonntagabende. Ein Gefühl, als müsse man Hausaufgaben machen."
(S.148)
"Was ist nur mit den Schals los? In einer Minute sind sie Verlegenheitsgeschenke, die 9,99 [Pounds] kosten; und in der nächsten Minute müssen sie aus edelstem Samt sein und soviel kosten wie ein Fernseher."
(S.324)
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