Bodyguard - Die Geisel [Rezension]

 

"Als Bodyguard hofft man immer das Beste, muss aber immer mit dem Schlimmsten rechnen [...]. Und manchmal passiert einem eben das Schlimmste." 




Titel: Bodyguard - die Geisel #1
Autor: Chris Bradford
Übersetzung: Aus dem Englischen von Karlheinz Dürr
Verlag: cbt
Seiten: 460
Erscheinungsjahr: 2015 (2018)
ISBN: 978-3-570-40275-7
Genre: Jugendbuch, Thriller, Spannung, Action
Art: flexibler Einband


"Die besten Bodyguards sind die, welche niemand bemerkt.
(S. 74)

"Der Fahrer trat das Gaspedal hart durch. Er packte das Lenkrad mit solcher Kraft, dass seine Handknöchel weiß hervortraten.






Ein 14-jähriger Junge als Bodyguard? Das glaubt doch kein Mensch! Eben deshalb ist Connor Reeves bei seinen Inkognito-Einsätzen so erfolgreich. Sein erster Auftrag führt ihn direkt ins Zentrum der Macht: Er soll die Tochter des amerikanischen Präsidenten beschützen. Allerdings darf Alicia nicht merken, dass er in Wahrheit Personenschützer ist. Denn die Präsidententochter hat die Nase voll von dem goldenen Käfig, in dem sie sitzt, und entwischt den Beamten des Secret Service immer wieder. Eines Tages jedoch gerät sie ins Visier einer terroristischen Schläferzelle. Und plötzlich ist sie doch froh, dass ein Bodyguard an ihrer Seite ist: Denn Connor entpuppt sich als stahlharte Kämpfernatur.

"Eine gelungene Fluch ist immer besser als ein verlorener Kampf. 
(S. 95)



Ich konnte über dieses Buch nur immer wieder den Kopf schütteln. Ich habe es in den letzten Jahren in Buchhandlungen immer wieder in die Hand genommen, weil es so spannend klang, aber wahrscheinlich mithilfe eines guten Riechers wieder weggelegt. Bis ich es letztens zu einem geringen Preis gebraucht erwarb und ihm eine Chance geben wollte. 
Der Prolog mutete durch die actionreichen Beschreibungen eine hohe Spannung an, allerdings habe ich da schon einen Eindruck gewinnen können, was mich erwarten würde: Unwahrscheinliche Kampferfolge, vorhersehbare Wendungen und Terrorismus in Verbindung mit dem Islam als Antwort auf alles. 

Genau das ist mir am meisten aufgestoßen: Von der ersten Seite an werden der Islam und auch der arabische Raum mit Terrorismus in Verbindung gebracht und dadurch als Feind dargestellt. Natürlich ist mir bewusst, dass es dazu auch faktische Grundlagen gibt, aber nicht in dem Maße und auch auch die Art der Darstellung ist meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt. Die Adressat*innen sind vor allem junge Teenager und damit noch sehr beeinflussbar. Nach Lesen dieses Buches könnte man meinen, dass man Menschen mit Kopftuch oder orientalischem Äußeren sowie mit arabischer Sprache direkt als Gefahr einstufen sollte. Wenn nicht das, so werden sie hier als unterlegen, schwach und fehlgeleitet präsentiert. Es mag nicht beabsichtigt sein, aber ich kann das gar nicht gutheißen.

Was mir auch gar nicht gefallen hat, ist die Sprache. Es tauchen sehr viele sprachlich unsichere Ausdrücke auf. Hier muss ich aber dem Autor zugute halten, dass ich mir ziemlich sicher bin, es auf die deutsche Übersetzung zurückführen zu können. Besonders schlimm fand ich die ständigen und ungeläufigen Anglizismen wie "Phone" statt "Handy" oder "Boys" statt "Jungs". 

Und der dritte große Kritikpunkt ist, dass die ganze Story an den Haaren herbeigezogen und im Grunde total unrealistisch ist. Das fängt bei dem Superhero-Protagonisten an und hört auch bei dem Fall selbst nicht auf. Ich habe mich auch gefragt, ob die Arbeit als Buddyguard (Connor ist erst 14!!!) nicht Kinderarbeit ist. Das muss man sich mal überlegen: Sie versplichten sich dafür, im Ernstfall ihr Leben für das eines anderen zu geben. 
Aber die Idee dahinter fand ich insofern gut, als dass es eine komplett andere Welt ist, die sich einem eröffnet. Es gibt ja tatsächlich Personenschützer und die meisten von uns denken wahrscheinlich sonst nicht darüber nach, wie hart der Job ist. Aber es wird hier alles sehr einfach und überdramatisch dargestellt. Natürlich gerät die Präsidententochter zum ersten Mal in Gefahr, kurz nachdem Connor antrifft. Na klar... Junge Leser mag es nicht so stören wie mich, aber ich fand es irgendwann nur noch eine Zumutung...
Es ist schon fast lustig, wenn ich jetzt durch das Buch blättere und immer häufiger Kommentare von mir am Rand stehen wie "unrealistisch" oder "als ob".

Natürlich hat es die zwei Catookies dennoch verdient. Zum einen hat es dazu eingeladen, die Orte mitzuverfolgen und viel nebenbei zu recherchieren. Man bekommt ein gutes Bild von Washington D.C. und dem weißen Haus. Das war spannend und sehr bildlich. Außerdem gab es auch viel über Kampfkunst zu lernen. Ich habe tatsächlich nebenbei Videos vom "One Inch Punch" und so geschaut. Außerdem platzt am Ende der kurzen Kapitel fast immer eine Bombe, was dafür gesorgt hat, dass ich als Leserin am Ball blieb, wenn sich das meiste (nicht zuletzt wegen des Titels, wie blöd!) voraussehen ließ. Also keine Empfehlung meinerseits. Ich würde ja sagen, wenn, dann für jüngere (12-16), aber es ist schon sehr brutal und außerdem ist, wie bereits angedeutet, nicht alles optimal dargestellt. 

Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, schon mal einen Film zu der Geschichte gesehen zu haben. Konnte unter dem Titel aber nichts finden. Weiß da wer was zu?
Celebraition ~ Kool & The Gang 


"Zwischen Anger und Danger steht nur das D, aber das macht einen riesigen Unterschied aus. 
(S. 100)




Noch nie habe ich beim Lesen so wild mit den Augen gerollt!


"Aber wenn ihr im Einsatz seid, steht ihr genau denselben Gefahren gegenüber wie euer Klient. Ihr seid sein Schutzschild. Deshalb nennt man Bodyguards manchmal auch Kugelfänger."
(S. 115)





"Allmählich glaubte er, dass sich andere Menschen in einer Art permanentem Halbschlaf befanden - etwa wenn er die Passanten in einer belebten Geschäftsstraße beobachtete. Sie bemerkten rein gar nichts von dem, was um sie herum abging, und das kam ihm bedenklich vor.
(S. 117)




"Es gibt immer irgendjemanden, der den Präsidenten oder seine Familie ermorden will - irgendwie, irgendwo, irgendwann."   
(S. 168)

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"Die Welt war viel leichter zu ertragen, wenn man sie mit ahnungslos-unschuldigen Augen betrachtete, statt andauernd nach versteckten Gefahren zu suchen."   
(S. 221)

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"Das Wort 'Deadline' hing mit seiner doppelten Bedeutung schwer im Raum."   
(S. 404)

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