Jane Eyre [Rezension]
Titel: Jane Eyre Autor: Charlotte Bronte Übersetzung: Aus dem Englischen von Gottfried Röckelein Verlag: dtv Seiten: 656 Erscheinungsjahr: 2017 (1847) ISBN: 978-3-423-14354-7 Genre: Klassiker Art: flexibler Einband
Jane Eyre wird als Waisenkind von ihrem Onkel aufgenommen, doch nach dessen Tod muss sie mit der unliebsamen Tante und deren Töchtern (wie bei Aschenputtel) vorlieb nehmen. Als sich die Möglichkeit ergibt, schickt man sie fort in eine Erziehungs- und Bildungsanstalt, Dort lebt sie unter notdürftigen Bedingungen und strengen Augen. Mit viel Fleiß und Durchhaltevermögen wächst sie zu einer gelehrten, tüchtigen jungen Frau heran und wird selbst Lehrerin. Doch von der Welt hat sie nicht viel gesehen, es zieht sie weit hinaus. Jane kommt bis nach Thornfield Hall, wo sie die Hauslehrerin eines kleinen Mädchens wird. Und eines Tages lernt sie auch den Hausherrn Mr Rochester kennen. Dabei scheint dieser ein Geheimnis zu haben und außerdem spukt es in dem Anwesen. Jane versucht beides mit ihrem nüchternen Verstand aufzuklären, doch es wird ihr zu einer Herzensangelegenheit. Dabei ist für sie eines klar: Wie auch immer das Schicksal mir ihr spielt, sie wird wenn überhaupt nur aus Liebe heiraten.
Ich schreibe diese Rezension etwa einen Monat, nachdem ich die letzte Seite gelesen habe, aber da ich so viel markieren konnte und mir zahlreiche Notizen gemacht habe, stellt das gar kein Problem dar. Es wird sogar eine viel authentischere Rezension sein, weil ich nun auch bewerten kann, wie der Nachklang des Buches läutet. Und ich kann sagen, dass die Geschichte immer noch in mir nachhallt. Es ist eine ganz besondere und im Gegensatz zu Emiliy Brontes Sturmhöhe ist Charlottes Meisterwerk auch mit angenehmen Erinnerungen verbunden. Ich habe mich Jane sehr verbunden gefühlt. In vielerlei Hinsicht war sie mir so sympathisch wie Anne (auf Green Gables), auch wenn sich die beiden charakterlich nicht gleichen. Wir drei zusammen wären allerdings ein äußerst harmonisches Gespann! Und noch dazu alle Leherinnen :). Was den Roman für mich einzigartig macht, ist der eindringliche Erzählstil. Hätte Brecht ihn nicht erst im nächsten Jahrhundert ins Leben berufen, würde man hier seinen berühmten V-Effekt vorfinden. Ständig wird das Erzählen selbst zum Thema und nicht selten die Leserschaft angesprochen und verunsichert. Nach der Lektüre dachte ich ernsthaft, es handle sich bei Jane und mir um eine beidseitige Freundschaft. Diese Frau kann man aufgrund ihres Scharfsinns, der sozialen Intelligenz und Menschenkenntnis einfach nur gern haben. Sie strahlt eine innere Ruhe und Sicherheit aus, die einem das Gefühl von Geborgenheit geben, wenn auch in meinem Fall nur in Schwarz auf Weiß. Ich liebe, liebe, liebe die Dialoge zwischen Jane und Mr. Rochester! Was mir auch noch positiv aufgefallen ist, sind sind die vielen pädagogischen Ratschläge und Meinungen sowie von mir geteilte Ansichten und Vorlieben, die ich makieren konnte. Was erwartet einen? Eine starke Frau als Protagonistin, nicht weniger stur, die es sich in den Kopf gesetzt hat, wenn, dann nur aus Liebe zu heiraten. Und leider wird sie von vielen Schicksalsschlägen getroffen, aber sie steht immer wieder auf. Anders als bei Jane Austen trauen sich die Bronte Schwestern, von Moorlandschaften und menschlichen Abgründen zu schreiben. Es bleibt uns, darüber zu streiten, wer damit näher an der Realität liegt. Die Spannung, so finde ich, ist hier größer. Trotz der sehr gut angebrachten Vorausdeutungen gab es viele unerwartete Wendungen und mit dem Ende habe ich wirklich nicht gerechnet. Was mir nicht gefallen hat, ist die Rolle des Zufalls. Es kommt im Laufe doch schon einiges Unwahrscheinliches zusammen. Für mich war es irgendwann an der Grenze der Glaubwürdigkeit. Auch in der Beschreibung neigt Jane zu Pathos und Dramatisierungen, die ich nicht immer gebraucht habe. Aber diese Kritikpunkte tun dem Werk keinen Abbruch! Was das Buch als Botschaft aussendet, ist, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt. Das mag bei dem Inhalt jetzt etwas plump klingen, aber tatsächlich wird es zum Insider, wie oft die Schönheit der Protagonistin und ihres Liebhabers von den verschiedensten Personen unterschiedlich bewertet wird. Am Ende muss sich die Leserschaft damit geschlagen geben, dass die Erzählerin nicht zuverlässig genug ist, darüber ein abschließendes Urteil zu fällen. Des Weiteren rät das Buch dazu, manchmal stur an seinen Grundsätzen festzuhalten und sich zu trauen, die eigene Meinung auszudrücken und auch schlagfertig zu sein.
Mit dem Ende habe ich nicht gerechnet. Bis zum Ende hing ich an Janes Lippen!
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Danke für die Rezension. Gefällt mir sehr. Die Zitate konnte ich nicht richtig lesen, weil die Schriftart meinen Augen nicht gefiel. ;)
AntwortenLöschenDanke für den Hinweis! Ich hoffe, dass es jetzt besser ist :)
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